Die Formel ist sehr einfach. Der Multimilliardär und Chef der Stiftung Berkshire Hathaway, Warren Buffett, führte sie 2001 ein, als er von Journalisten nach den besten Kriterien gefragt wurde, um festzustellen, ob der Markt auf sehr hohem Niveau funktioniert. Man könnte sagen, dass es sich um eine Art und Weise handelt, den Wert aller Aktien auf einer aggregierten Ebene im Vergleich zur Gesamtleistung der Wirtschaft zu betrachten.

Laut dem TeleTrade-Analysten José Maria Castro Monteiro(https://www.teletrade.eu/pt) ist die öffentliche Besorgnis über diesen Indikator derzeit besonders groß, da er 1999-2000, kurz vor dem Zusammenbruch der Dotcoms, fast 150 % erreichte und dann vor der Finanzkrise 2008 wieder weit über 100 % anstieg, um dann jedes Mal mit dem Rückgang der Marktindizes auf niedrigere Werte zwischen 50 und 70 % zu fallen. Buffett selbst erwähnte, dass die Notwendigkeit, den Markt abzukühlen, sehr aktuell sein könnte, was mit der Annäherung dieses Verhältnisses an 150 % oder sogar an 200 % einhergeht, sollte die Situation immer beunruhigender werden.

Um das Verhältnis zwischen der Kapitalisierung der gesamten Wall Street und der echten Größe der US-Wirtschaft zu schätzen, kann man den Wilshire 5000 Total Market Index heranziehen, der vor Ende August den Wert von 46,7 Billionen Dollar überschritten hat. Gleichzeitig belief sich das BIP der Vereinigten Staaten im zweiten Quartal 2021 nach den jüngsten Schätzungen auf 22,72 Billionen Dollar. Durch zwei geteilt kommt man leicht auf einen Wert des Buffett-Indikators von über 205 % und kann damit die Alarmglocken läuten lassen.

Aber ist die Marktsituation tatsächlich so gefährlich, und könnte es sein, dass ein weiteres Ende der Finanzwelt im Anmarsch ist?

Der Warren-Buffett-Indikator hat in den Jahren 2018 und 2019 bereits zweimal die Marke von 150 % überschritten, aber in diesen Zeiträumen ist nichts Schlimmes passiert. Vielleicht wäre es ohne die weltweite Verbreitung des Cornavirus auch im Jahr 2020 nicht zu einem vorübergehenden Crash gekommen.

Es könnte auch logisch sein, anzunehmen, dass mehr als 4,5 Billionen Dollar, die von der Federal Reserve (Fed) im Rahmen der quantitativen Lockerung von 2009 bis 2015 in das Finanzsystem geworfen wurden, die durchschnittliche und die höchste Messlatte für die Versorgung der Märkte mit Geld deutlich anhoben und automatisch einen zuvor kritischen Wert des Buffett-Kriteriums auf ein "aktualisiertes" höheres Niveau verschoben. Insgesamt fast ein Dutzend Billionen Dollar und Euro von der Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) in den Jahren 2020-2021 könnten diese Messlatte noch höher legen, bis hin zu einem Epochenniveau der "neuen Normalität" von weit mehr als 200 %.

Nach Ansicht des TeleTrade-Analysten steht die Finanzwelt vor einem bisher unbekanntem Moment ultrahoher Inflationserwartungen und ist dementsprechend am handeln. Große Fonds und kleinere Unternehmen sowie Privatanleger suchen Schutz vor der inflationsbedingten Entwertung der Kaufkraft des Bargeldes. Übermäßige Investitionen in die Aktienmärkte könnten nicht nur als emotionale Bewegung, sondern auch als vernünftige und vorbeugende Maßnahme betrachtet werden.

Hier ein Beispiel. Wenn ein Hamburger ab morgen in den Städten der USA plötzlich 20 Dollar kostet, dann würden die Menschen etwa die gleiche Menge an Burgern oder sogar weniger Burger essen, um etwas Geld zu behalten, aber sowohl der Umsatz und der Gewinn von McDonald's würden förmlich ansteigen, als auch der Wert seiner Aktien, obwohl diese höhere Geldsumme nicht wirklich mehr Wert hätte als die aktuellen Aktienkurse von McDonald's.

Der Buffett-Indikator, der das Verhältnis der Marktkapitalisierung zum BIP widerspiegelt, würde sich sicherlich wieder auf angepasste niedrigere Werte erholen, aber nicht aufgrund des Zusammenbruchs der Aktien. Anstatt dass der Markt auf das Niveau des US-BIP oder des globalen BIP fällt, könnte es zu einem offiziellen, aber inflationsbedingten Anstieg des BIP vieler Staaten kommen. Der größere Umfang des BIP könnte in relativ abgewerteten Dollars und Euros ausgedrückt werden, aber das bedeutet nicht, dass wir alle, oder die Bürger der Vereinigten Staaten, Australiens oder anderer Länder, ein besseres Leben führen werden.

José Maria Castro Monteiro
Marktanalyst und Unternehmensentwickler