Neulich ging ich in den Lebensmittelladen, um etwas ganz Gewöhnliches zu tun: ein paar Dinge für den Haushalt zu besorgen. Ich wollte nicht meinen Horizont erweitern, sondern suchte Papierhandtücher. Aber da war es, direkt im Regal: eine Schachtel Taschentücher, auf der stolz ein riesiges Cannabisblatt prangte, als ob das etwas völlig Normales wäre, das man im Gang für Papierwaren sieht.

Kein diskretes kleines Symbol in der Ecke. Ein volles Cannabisblatt, vorne und in der Mitte, strahlt pflanzliche Zuversicht aus einer Renova-Taschentuchschachtel, die genau hier in einem normalen Supermarkt in Portugal verkauft wird. Ich habe die letzten drei Jahre in Portugal gelebt und dachte, ich hätte schon viele schrullige europäische Markenzeichen gesehen - aber das war neu.

Natürlich habe ich die Schachtel in meinen Einkaufswagen geworfen. "Marihuana Flower", stand auf der Verpackung. "Leicht blumig, leicht würzig". Und ich musste mich fragen: Was genau werde ich mir da in die Nase pusten?

Mit einem Augenzwinkern parfümiert, nicht high

Um eines klarzustellen: Dieses Taschentuch enthält kein THC, CBD oder irgendetwas anderes, das im Entferntesten psychoaktiv ist. Niemand wird von diesen Tüchern high, es sei denn, er macht etwas ganz Falsches mit ihnen. Der Duft ist von der Marihuanablüte inspiriert, nicht von ihr durchdrungen. Es geht um die Stimmung, nicht um das Laster.

Renova, die portugiesische Marke, die hinter dieser duftenden Innovation steht, ist dafür bekannt, dass sie gewöhnliche Papierwaren in mutige, designorientierte Statements verwandelt. Ihre "Fragrance Collection" umfasst Optionen wie "Lime Splash", "Lavender" und "Cotton Flower", aber "Marijuana Flower" ist eindeutig der rebellische Cousin auf dem Familientreffen der Dufthandtücher.

Die Verpackung lehnt sich weit aus dem Fenster: kräftige Farben, stolzes Blatt, keine Euphemismen. Aber der Duft selbst? Nicht das, was man erwarten würde. Kein skunkiges Grow-Open-Aroma - nur eine saubere, leicht blumige, leicht würzige Mischung, die eher nach einer Weihrauchboutique in Lissabon als nach einer Apotheke riecht.

Credits: Bild zur Verfügung gestellt; Autor: Becca Williams;

Cannabiskultur trifft auf Lebensmittelgeschäft

Über ein Konsumprodukt zu stolpern, das sich mit Cannabis befasst, vor allem über ein so banales wie Taschentücher, fühlt sich wie eine seltsame Art von Durchbruch an. Cannabis ist in Portugal entkriminalisiert, und die medizinische Verwendung ist legal, aber der Zugang ist begrenzt und die Vorschriften sind streng.

Es geht nicht um Cannabis als Medizin. Es ist kein Cannabis als politisches Statement. Es ist einfach... ein Duft. Eine Entscheidung für ein Branding. Eine Neuheit, die so populär ist, dass sie neben Taschentüchern mit Bildern von Welpen verkauft wird.

Renova überschreitet zwar nicht die gesetzlichen Grenzen, setzt aber einen kulturellen Akzent und pflanzt eine kleine grüne Flagge mitten in den Mainstream.

Die Botschaft ist subtil, aber klar: Cannabis ist nicht gefährlich oder abartig, es ist einfach ein anderes Aroma, wie Eukalyptus oder Minze (oder was auch immer "Mountain Fresh" sein soll).

Die Normalisierung des Blattes

Und das ist irgendwie genial. Je mehr Menschen Cannabissymbole an gewöhnlichen Orten sehen, desto weniger belastet werden sie. Wir zucken nicht mit der Wimper, wenn wir ein Bier-Branding auf einem T-Shirt oder eine nach Whiskey duftende Kerze in einem Flughafen-Geschenkladen sehen. Aber ein Bild von Cannabis hat oft ein kulturelles Gewicht - gut, schlecht oder verwirrend - das die Leute immer noch dazu bringen kann, eine Augenbraue hochzuziehen.

Die Taschentücher von Renova mögen verspielt sein, aber sie signalisieren auch eine Veränderung. Es handelt sich nicht um ein Cannabisprodukt für Cannabiskonsumenten. Es ist ein Produkt zum Thema Cannabis für jedermann. Deine Oma könnte es kaufen und nie merken, dass sie an der langsamen Normalisierung der Cannabiskultur teilnimmt.

Die Nase weiß Bescheid (aber sollte sie das?)

Und wie riechen sie eigentlich? Ehrlich gesagt? Irgendwie gut. Er ist nicht überwältigend, und Du wirst Dich nicht in die Zeit der College-Partys zurückversetzt fühlen. Es gibt eine weiche, moschusartige Basis, einen Hauch von pfeffriger Würze und einen Hauch von süßer Blume in der Spitze.

Brauche ich parfümierte Taschentücher in meinem Leben? Nein. Bin ich seltsamerweise erfreut, in einem Land zu leben, in dem ich Papierprodukte mit Cannabisblättern in einem normalen Lebensmittelgeschäft kaufen kann? Auf jeden Fall.

Credits: Bild zur Verfügung gestellt; Autor: Becca Williams;

Allerdings - und hier setzt sich der Hut meines Gesundheitsmediziners auf - sind parfümierte Papiertücher nicht ganz unschuldig. Viele verwenden synthetische Duftstoffe, die flüchtige organische Verbindungen (VOC) enthalten können, die empfindliche Nasen, Augen oder Haut reizen können. Einige enthalten sogar Phthalate, Chemikalien, die wegen möglicher hormoneller Wirkungen unter Beobachtung stehen.

Es ist zwar unwahrscheinlich, dass Sie durch das gelegentliche Schnäuzen mit Cannabis ernsthafte Schäden davontragen, aber wenn Sie unter Asthma, Ekzemen oder Duftempfindlichkeit leiden, ist dies vielleicht nicht der skurrile Selbstpflege-Moment, der er zu sein verspricht.

Der kuriose Fall von Gang 9

Dennoch hat es etwas unbestreitbar Reizvolles, in einem portugiesischen Supermarkt ein Cannabisblatt zu sehen, das stolz aus einer Taschentuchbox winkt. Es ist seltsam. Es ist ein wenig absurd. Und es könnte ein Zeichen dafür sein, dass sich die Kultur verändert, ein parfümiertes Taschentuch nach dem anderen.